Pizzo Cramalina (2322m)
Typ: Mühevolle Wanderung im abgelegenen Vergeletto mit wunderschönem Ausblick, nicht auf die Zivilisation, sondern die Wildnis
Kondition: mittel (3 von 5)
Schwierigkeit: leicht (2 von 5)
An- / Rückreise
Mit dem Zug nach Locarno, ab dort mit dem Onsernone-Postauto nach Gresso, falls der Postautofahrer Max heißt wird dieser einem noch gute weitere Wandertipps geben können.
Mit dem Auto nach Gresso direkt und vor der Kirche parkieren. Wer das erste mal das Onsernone befährt dem sei hier versichert: bis 2020 soll anscheinend das ganze Tal zweispurig erschlossen sein, zumindest bis Russo. Und man nehme sich vor den Postautos in Acht, die fahren zwar nicht halsbrecherisch, aber mit Vorliebe ultra-knapp am Spiegel des eigenen Fahrzeugs vorbei und da Postauto ja bekanntlich immer Vortritt und Recht haben lässt man sich am besten gar nicht auf irgendwelche Scharmützel ein.
Wanderung
Wir starten in Gresso (994m), einem kleinen Dörflein im abgelegenen Vergeletto des Tessin. Hier sagen sich tatsächlich Fuchs und Haas auf italienisch Gute Nacht, so abgelegen ist es hier. Ein allerletztes Einkaufen ist hier nicht, denn einen Laden betreibt hier niemand und ausserdem hätte er um diese Zeit auch nicht offen. Einlaufen ist auch nicht, es geht ohne wandertechnische Vorworte gerade direkt in die eigentliche Haupthandlung der Wanderung, dem Bergauf. Steil steigt der Weg an, zuerst noch durch das Dorf, schon bald auf Wiesen, dann im Wald.
Der Weg ist im Moment noch gut beschildert, das ändert sich später, aber zumindest bis zur Alpe Bassa, einer unserer Wegstationen. Aber wie erwähnt es geht es erst mal stotzig bergauf und wir erreichen schon gut aufgewärmt Pian del Crosa (1370m). Ob man hierher wie auf der Karte ersichtlich die untere oder obere Wegvariante nimmt ist übrigens Hans was Heiri. Pian del Crosa erstaunt mich: Das Onsernone-Tal ist ja schon abgelegen, das sich davon verzweigende Vergeletto mit Gresso noch mehr, aber das jemand das Bedürfnis hat, sich noch mehr zurück zu ziehen kann ich schwer nachvollziehen, es sei denn, man muss, aus welchen Gründen auch immer.
An diesem für Oktober-Verhältnisse warmen Morgen aber sind die Gebäude ohne Leben als wir vorbeiwandern, erst auf unserem Rückweg werden wir dann von einem übereifrigen kleinen Hund angebellt werden. Nun aber mühen wir uns an den Rustico vorbei und biegen oberhalb davon nach rechts in den Wald hinein ab, der Weg in Richtung Alpe Bassa ist gut beschildert und führt im Wesentlichen den Rücken der Bisadelle hoch, bevor wir, ein kleines unbenanntes Bächlein überquerend, leicht ostwärts gegen die verlassene Alpe hochsteigen.
Auch hier begegnet uns keine Menschenseele.
Wir geniessen noch einmal die wunderprächtigen Farben des Tessiner Waldes und den Blick Richtung Crana. Hier muss man aufpassen: der Weg in Richtung Pizzo Cramalina ist ziemlich verborgen und gabelt oberhalb der Alpe kaum sichtbar nach links vom anderen Weg ab. Falls man ein weiteres kleines Bächlein überquert weiß man, dass man falsch liegt.
Es geht noch ca. 10 Minuten durch den Wald leicht ansteigend, bevor ein weiteres Mal Vorsicht geboten ist. Ein Weg führt steil bergab in Richtung Alpe di Biètri, unser Pfad jedoch geht kaum erkennbar rechts auf gleicher Höhe weiter. Nun wird die Wanderung einiges wilder: der stark überwachsene Weg ist zeitweise kaum zu finden und wir schlagen uns, ungefähr der gleichen Höhenlinie folgend, unter dem Pizzo Bassa durch, wobei wir noch eine Gämse aufschrecken. Die Alpe del Lago, unser nächster Wegposten, ist stellenweise gut zu sehen wie übrigens auch das Endziel, der Pizzo Cramalina. Der Weg zur Alpe ist denn auch mehr erahnt als richtig gefunden, denn einen Weg hat es hier keinen mehr.
Wir machen bei der Alpe erst mal Rast und nehmen dann das letzte und schwierigste Wegstück in Angriff, die Schulter des Pizzo. Überraschend gut ist ein Weg zu erkennen, der oberhalb der Ställe aus Stein auf die eigentliche Flanke führt aber das war’s dann auch schon. Ab dort (unterhalb des Punktes 2036) geht man am besten genau auf der Kante und ohne Weg.
Ab und zu ist zwar so etwas wie ein Pfad erkennbar, dieser ist aber nicht durchgehend. Die direkte Route den Rücken hoch hat ihren Preis, es ist ziemlich steil und schweißtreibend. Auf der “Nase” angekommen sind die letzten 100 Höhenmeter dann vergleichbar einfach zu bewältigen.
Auf dem Pizzo (2322m, auf dem Steinhaufen noch 1m mehr) präsentiert sich uns eine wunderbare Aussicht auf die Tessiner Bergwelt, obwohl wir stellenweise in einer Wolke sind. Gut ist ein Stück des Maggia-Tals mit Maggia und Lodano zu sehen.
Auf dem Rückweg sind wir den gleichen Weg wieder runter gegangen, es gäbe aber noch eine Variante über die Alpe del Ròdan nach Gresso abzusteigen. Dabei steigt man wie gehabt zuerst über den Rücken ab um nachher der Südwestflanke des Cramalina zu folgen. Vor der Alpe die Biètri geht dann rechts runter ein Weg über Merguna zurück nach Gresso.
Fazit
Schweisstreibend, aber schön wild und wild schön. Eine sehr lohnende Tagestour.
Zuletzt gelaufen am: 5. Oktober 2012
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